Norbert BAHR aus Ahlden an der Aller (Lüneburger Heide) ist Träger des Preises für Tropenornithologie 2012. Die mit 555 Euro dotierte Auszeichnung wurde ihnen im Rahmen der Jahrestagung der Gesellschaft für Tropenornithologie (GTO) in Dresden verliehen. Mit dem Preis würdigt die GTO deutschsprachige tropenornithologische Publikationen von Amateuren.
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„Mit Norbert BAHR treffen wir auf eine nicht alltägliche vogelkundlich geprägte Persönlichkeit“, führte Prof. Dr. Jochen MARTENS (Mainz) als Vertreter der zudem aus Dr. Wolfgang GRUMMT (Berlin) und Theo KLEEFISCH (Bonn) bestehenden Jury aus. „Sie entspricht insofern nicht unseren gängigen Vorstellungen, als er ein Autodidakt ist, der sich alle tiefschürfenden Kenntnisse, über die verfügt, selbst erarbeitet und angeeignet hat. Somit ehren wir einen Forscher, der jahrzehntelang einen eigenen Weg beschritten und konsequent verfolgt hat.“ Norbert BAHR versteht sich als Systematiker und Taxonom. Da ihm aber im Hintergrund weder Institut noch Forschungsmuseum zur Verfügung stehen, leistete er über Jahrzehnte hinweg Literaturarbeit, dokumentierte und analysierte akribisch genau die Änderungen im System der Vögel und machte sie auch anderen zugänglich. „Hierin hat er es zu so hoher Meisterschaft gebracht, dass sein Rat immer wieder gefragt ist“, so die Jury.
Bereits im Vorschulalter galt BAHRs besondere Aufmerksamkeit Vogelbüchern, und das Blättern im „Peterson“, den ein Nachbar besaß, gehörte früh zu seinen Lieblingsbeschäftigungen. Die Vorliebe für Vögel aus aller Welt, inklusive der Tropen, ist nie in ihm erlahmt, obwohl sie weder durch die Familie noch den Bekanntenkreis angeregt und gefördert wurde. Tragischerweise bekam BAHR in der DDR, wo er aufwuchs, keine Empfehlung für die erweiterte Oberschule (dem Gegenstück zum Gymnasium), und das Hochschulstudium blieb ihm damit verwehrt. Immerhin konnte er nach der Wende zehn Jahre lang im Vogelpark Walsrode arbeiten. Heute ist er Chemikant in einem größeren Chemiebetrieb.
BAHR suchte frühzeitig nach Kontakten über die Grenzen der DDR hinweg nach außen, er regte Schriftentausch an und konzentrierte sich zunehmend auf taxonomisch-systematische Fragestellungen. Veröffentlichungen über diese Gebiet sammelt er seit über 30 Jahren, und sein umfangreiches Wissen machte sogar Edward DICKINSON auf ihn aufmerksam: Für die dritte Auflage der „Howard & Moore Checklist of the Birds of the World“ berief er ihn zum „compiler“, so dass Bahr in maßgeblicher Position an diesem wichtigen Werk mitarbeiten konnte. In eine längerfristig angelegte Reihe zur „Dokumentation neuer Vogel-Taxa“ war er von Anbeginn als Co-Autor eingebunden. Seine umfassenden Kenntnisse ermutigten ihn schließlich, eine eigene systematisch-taxonomische Buchreihe („Die Vogelarten“) zu beginnen. Deren erster Band über die Schnepfenvögel erschien 2011 und war ein maßgeblicher Grund dafür, Norbert BAHR den Preis für Tropenornithologie 2012 zuzuerkennen.
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