Die Beziehung Ameisen begleitender Vögel mit Treiberameisen (Gattung Dorylus) im Tieflandregenwald des Nationalparks Korup in Südwest-Kamerun
Dr. Janina Schäfer
Abteilung für Naturschutzbiologie/Arbeitsgruppe Bedrohte Arten
Georg-August-Universität Göttingen
Die Grundlage der Beziehung beruht auf dem Raubzugverhalten von Ameisen der Untergattung Anomma, auch bekannt unter dem Namen Treiberameisen, bei dem Millionen von Individuen gemeinsam in Form einer Kolonne ausziehen und im Schwarm jagen. Einige Vogelarten haben sich darauf spezialisiert, diese Raubzüge zur eigenen Nahrungsgewinnung zu nutzen. Dabei jagen sie sowohl vor den Ameisen flüchtende Arthropoden als auch direkt die Beute der Treiberameisen, weshalb man hier von Parasitismus sprechen kann. Regenwaldrückgang sowie Lebensraumfragmentierung und -zerstörung müssen die Beziehung spezialisierter Ameisen begleitender Vögel mit ihren Wirtsarten beeinflussen. Terrestrische Arten, insbesondere Ameisenfolger, sind die von Waldveränderungen am stärksten betroffene Vogelgruppe.
Frau Dr. Schäfer untersuchte von Mitte April bis Mitte Juni 2016 auf 10 Transektlinien von insgesamt 36.6 km Länge die Dichte Ameisen folgender Arten im Nationalpark Korup und hatte neun Mal das Glück, auf Treiberameisenschwärme mit begleitenden Vögeln zu stoßen. Diese 21 Vogelarten gehörten vorwiegend zu Insekten fressenden Sperlingsvögeln. Im Durchschnitt waren zur selben Zeit 5 Vögel anwesend und 7 Arten folgten dem Schwarm. Die beiden häufigsten, die Schwärme zur Nahrungsgewinnung nutzenden Arten waren der Kastanienbraunschwanz Alethe (diademata) castanea und der Gelbzügel-Borstenbülbül Bleda notatus, gefolgt von weiteren Bülbüls, Drosseln und Schnäppern.
Die an Raubzügen jagenden Vogelschwärme wiesen im Vergleich zu Studien aus Kenia und aus südamerikanischen Ländern eine eher geringere Anzahl an teilnehmenden Individuen auf. Erste Erklärungsversuche zu diesen Beobachtungen bringen potenzielle Effekte des El Niño-Wetterphänomens, das sich Ende 2015 und Anfang 2016 auswirkte, und mögliche Einflüsse des Klimawandels in die Diskussion.
Christoph Hinkelmann
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