Die Naturfilmer Ingrid und Carlos STRUWE sind Träger des Preises für Tropenornithologie 2011. Die mit 555 Euro dotierte Auszeichnung wurde ihnen im Rahmen der Jahrestagung der Gesellschaft für Tropenornithologie (GTO) in Marlow verliehen. Mit dem Preis würdigt die GTO deutschsprachige tropenornithologische Veröffentlichungen von Amateuren.
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Als Besonderheit wurde 2011 nicht nur ein geschriebener Beitrag („Von Zigeunerhühnern und einem außergewöhnlichen Specht  – Vogelbeobachtungen in der Mitte Brasiliens“, Gefiederte Welt 8/2010) ausgezeichnet, sondern zugleich der Dokumentarfilm „Die Vogelwelt des Helmut SICK – Glanzlichter Zentral-Brasiliens“ gewürdigt, dessen Höhepunkte die Publikation zusammenfasst. Er wurde erstmals im Rahmen der GTO-Jahrestagung 2010 im Allwetterzoo Münster vorgeführt.

Die Jury um Dr. Wolfgang GRUMMT (Berlin), Theo KLEEFISCH (Bonn) und Prof. Dr. Jochen MARTENS (Mainz) begründete: „Hier in Marlow dürfen wir uns […] auf den 15. Filmbeitrag der Struwes in ununterbrochener Folge freuen, und es ist lange überfällig, einmal eines dieser filmischen Werke zu ehren, von denen eigentlich jedes einzelne einen Preis verdient gehabt hätte. Mit Akribie und großem Können machen sich […] STRUWEs an die Arbeit, sie suchen sich ein ornithologisches Thema wie im vorliegenden Falle die Vogelwelt des deutschstämmigen Ornithologen Helmut SICK, reisen nach Brasilien und konzentrieren sich dort auf einige der von SICK erforschten Vogelarten. Dabei sind oft weite Strecken durch unwegsames Gelände zurückzulegen, große Hitze, Entbehrungen und lästige Insekten zu ertragen. Es ist ein anstrengendes Unterfangen, das die STRUWEs Jahr für Jahr für das Highlight einer Tagung über tropische Vögel der GTO auf sich nehmen. Jeweils drei bis vier Monate verbringen sie vor Ort, um Vogelaufnahmen […] in hoher Qualität einzufangen. Da ist Teamwork gefordert, das kann man alleine nicht bewerkstelligen. So steht Carlos STRUWE hinter der Filmkamera und seine Frau Ingrid ist für die dazugehörigen Geräusche und sonstige Details zuständig.“

Mit ihren Filmen sind Ingrid und Carlos STRUWE stets auch am technischen Puls der Zeit: In den Anfangsjahren hielten sie ihre Bilder auf Zelluloid fest, später stiegen sie auf digitale Verfahren um, heute filmen sie HD-Qualität. Geschnitten werden die Filme im eigenen, professionell ausgestatteten Studio in Köln, in dem auch die Texte erarbeitet werden. Insgesamt steckt hinter jedem Film fast ein Jahr intensiver Arbeit. Im Rahmen der GTO-Tagungen sind Ingrid und Carlos STRUWE seit 1997 ununterbrochen präsent. Beginnend mit „Der letzte Spixara – auf den Spuren von SPIX und MARTIUS“ steuerten sie seitdem alljährlich einen Filmbeitrag zum Tagungsprogramm bei. Begründet durch die Vita Carlos STRUWEs (siehe unten) liegt dabei der thematische Schwerpunkt auf Brasilien. Lediglich zwei Filme widmeten sich geografisch anders verorteten Themen, nämlich der Halsbandsittich-Kolonie in Köln (1998) und den Blauelstern Portugals (2000).

 

Die Preisträger

Ingrid STRUWE (Jahrgang 1940) wuchs in ihrer Geburtstadt München auf. Seit 1961 lebt sie in Köln, wo sie als Sekretärin in einer bekannten Anwaltskanzlei für Patente arbeitete. Carlos STRUWE (Jahrgang 1936) wurde im brasilianischen São Paulo geboren und kam mit etwa 20 Jahren nach Köln, um dort ein Volontariat bei der Firma Agfa anzutreten. Danach besuchte er die Fachhochschule für Fotografie und Kinematographie und schloss sein Studium mit dem Ingenieurs-Titel ab. Später arbeitete STRUWE als Journalist bei der Deutschen Welle in Köln sowie als Europakorrespondent für das brasilianische Wochenmagazin Veja.

Ingrid und Carlos STRUWE haben sich zwar nie aktiv der Vogelpflege gewidmet, begeisterten sich aber schon immer für Flora und Fauna. In den 1970er Jahren bereisten sie mehrfach Kenia und Tansania und dokumentierten die dortige Tierwelt fotografisch. Zu filmen begannen sie 1984 im brasilianischen Pantanal. Ihr von dort mitgebrachtes Material zeigten sie erstmals 1988 bei der DO-G Tagung in Bonn, wo sie unter anderem Prof. Dr. Helmut SICK kennen lernten. Später entstand aus dem Pantanal-Material eine Fernsehfassung für VOX. Auf derselben Tagung zeigten sie auch ihren Film über Guadeloupe, Trinidad und Tobago, der 1985 entstanden war. 1989 bereisten sie gemeinsam mit Prof. Dr. Karl-Ludwig SCHUCHMANN (Forschungsmuseum Alexander König, Bonn) Kolumbien und drehten dort für das ZDF den Film „Nester im Regenwald“. 2002 erhielt ihr Film über die Blauelstern den dritten Preis beim Biovision-Naturfilmfestival in Düsseldorf.

Über 13 Jahre hinweg besuchten STRUWEs auch drei bis vier Wochen jährlich den portugiesischen Alentejo. In manchen Jahren drehten sie im Frühjahr in Portugal und im Herbst in Brasilien. 1998 gingen beide in den Ruhestand und die Brasilien-Aufenthalte wurden auf mehrere Monate ausgedehnt.